Modulare Barriere (2022)
Brombeeräste, Magnete, Stahlkugeln
Die Installation wurde von der performativen Intervention “Act V Mobilities” von Hanna Kučera begleitet: Link zum Video

Brombeerzweige wurden von allen Blättern, Blüten und Früchten befreit und in gleich große Stücke geschnitten. Sie werden mit Magneten, die an beiden Enden der Zweige befestigt sind, zu dreieckigen Modulen zusammengesetzt, wobei Stahlkugeln die einzelnen Teile miteinander verbinden. Das Endergebnis ist eine Struktur, die je nach Raum in Form und Größe variiert.

Das Gefühl einer stillen Einladung zum Mitmachen stellt sich schnell ein, zumindest wenn man die einzelnen Module gedanklich miteinander verbindet. Die Komplexität der Einbindung natürlicher Ressourcen in wirtschaftliche Interessen wird vereinfacht in die Form eines Kinderspiels gebracht. Doch bei genauerem Hinsehen sind die Dornen eine unausweichliche Warnung: Die Natur ist kein Kinderspiel!

Durch die unnatürliche Wiederholung vereinheitlichter Natur wird sowohl die Logik einer kapitalorientierten Ökologie bloßgestellt, als auch die Zerstörung der Natur und ihre Ausbeutung aufgezeigt. Eine Logik, die nichts als Abfall und verwertbare Elementarteilchen übrig lässt.

Wir bewegen uns im Rahmen der Gegebenheit: der Status quo ist das Produkt des Vergangenen und das Potenzial für Kommendes. Ein modulares System, das eigentlich offen und flexibel sein sollte, kann manchmal zu einer Barriere werden. Der Störfaktor: ein poetischer Gestus, der auf den Brombeerstrauch hindeutet. Sie sind Beschützer des Waldes. Angeblich treiben sie absichtlich an Waldrändern aus, um uns am Eindringen zu hindern. Ob die Flora ein Bewusstsein hat und wir nun mit einem Racheakt rechnen müssen?

Der entfremdete Brombeerstrauch: Seit Jahrhunderten besteht die Annahme, Stacheln und Dornen stellen einen Schutz gegen das Teuflische dar. Kränze aus dem Brombeerstrauch wurden schon im Mittelalter am Eingang des Viehstalls gehängt, um die Tiere vor dem Bösen zu schützen. Es existieren heidnische Rituale, bei denen man durch dornige Büsche hindurch kriechen musste, damit sich die eigenen Krankheiten an den Stacheln verfangen würden. Vielleicht ist eine solche Praxis ein Weg, um ein Gleichgewicht wiederherzustellen bzw. ein stärkeres Bewusstsein für und über die Natur zu bekommen. Grenzen und Barrieren können helfen, damit wir uns an eine andere Art der Annäherung angewöhnen. Schließlich nehmen wir uns selbst zu wichtig und geben kaum etwas zurück. Wie bei allen Domestizierungsprozessen dachte der Mensch, dass sich die Natur anpassen muss: Vom tiefsten Meer bis zum unbekannten Planeten. Barrieren können uns helfen, uns an eine andere Art der Annäherung zu gewöhnen. Oder kurz gesagt: Wenn Sie das nächste Mal an einem Brombeerstrauch stehen, achten Sie auf die Früchte, die Sie auflesen. Manche können sehr bitter schmecken.

Diana Barbosa Gil


Modular Barrier (2022)
Blackberry-Branches, Magnets, Steel Spheres
The installation was accompanied by the performative intervention "Act V Mobilities" by Hanna Kučera: Link to the Video

Blackberry branches have been stripped of all their leaves, blossoms and fruits and are cut into units of the same size. They are built into triangular modules using magnets that are attached to both ends of the sticks, with steel balls connecting each individual piece. The final result is a structure that varies in shape and size depending on the space.

The feeling of a silent invitation to participate quickly arises after you connect the individual modules in your mind. The complexity of the integration of natural resources into economic interests is simplified into the shape of a children's game. But on closer inspection, the thorns are an inescapable warning: nature is no child's play!

The unnatural repetition of standardized nature exposes the mechanisms of a capital-oriented ecology that results in the destruction of nature and its exploitation. A logic that leaves nothing but waste and utilizable elementary particles.

We move within the framework of circumstances: The status quo is the product of the past and the potential for what is to come. A modular system that is supposed to be open and flexible can sometimes become a barrier. A disruptive factor, a poetic gesture that points back to the blackberry bush. They are protectors of the forest. Supposedly, they grow their roots at the edges of forests to prevent us from entering it. Does the flora have a consciousness and do we now have to expect an act of revenge?

The alienated blackberry bush: It has been assumed for centuries that thorns represent a protection against the devilish: Wreaths made from bramble bushes were hung at the entrance of cattle barns to protect the animals from evil. There have been pagan rituals where people crawl through thorny bushes so that diseases would get caught on the sharp spines. Perhaps practices like these are a way to restore balance, or gain a greater awareness about nature. After all, we take ourselves too seriously and hardly give anything back. As in all domestication processes, man thought that nature has to adapt: From the deepest sea to the yet unknown planet. Barriers can help us get used to a different way of approaching. Or briefly spoken: the next time you stand in a blackberry bush, pay attention to the fruit you pick up. Some can taste very bitter.

Diana Barbosa Gil